Gewitter mit Böenfront und Wallcloud, nördlich von Landsberg, Bayern 1. August 2008

 

Dieser Gewittertag wurde wie so oft von einer südwestlichen Strömung vorderseitig eines Tiefs bestimmt. Damit gelangte feuchte Gewitterluft ins Alpenvorland. Die Höhenströmung die ebenfalls aus Südwest kam, war kräftig genug um für Organisation im Gewittergeschehen zu sorgen. Da am Nachmittag und gegen Abend bei mir vor der Haustüre mit Auslöse zu rechnen war, habe ich keine weite Fahrt unternommen. Erste kräftige Gewitter zogen dann am Nachmittag schon über die Schwäbische- und Fränkische Alp. Später ging es auch am Alpenrand los. Das am Alpenrand sah aber alles andere als Gesund aus. Außerdem konnte ich bis zu dem Zeitpunkt kaum Anzeichen für Labilität sehen und zusätzlich bedeckte sich der Himmel mit einer dichten Schicht aus Eiswolken. Alles deutete darauf hin, das es heute wohl keine giftigen Aufwinde mehr gegen wird. Die sind aber Wichtig, das man tolle Gewitterformationen vor die Kamera bekommt.

Doch die Lage sollte sich gleich drastisch ändern. Von den zwei Gewitterherde nördlich und südlich von mir, lief auslaufende Luft über dem Alpenvorland zusammen und lies erste Quellwolken in die Höhe schießen. Dies war natürlich sofort das Zeichen zum Starten. Die ersten Aufwindzellen, die aber noch keine Gewitter auslösten, zeigten sich sehr stark geschert. Dann viel mir von Königsbrunn im Landkreis Augsburg, Richtung Südwesten die Umrisse eines Eisschirms auf. Mehr Details könnte man durch die trübe Suppe net erkennen. Nach einem Blick auf dem Radar, war klar das der große verschwommene Fleck am Horizont, eine kräftige und frische Gewitterzelle war. Da ich damit rechnete das das Teil nach Osten hin ausscheren würde, bin ich Richtung Hurlach gefahren, was nördlich von Landsberg liegt. Dort kam dann schon von Westen her, wie vermutet, die Zelle angezogen. Das Teil zog anders als die meisten Zellen bei dieser Wetterlage die Luft von Nordosten her an, weil Richtung Alpen andere Gewitter den Zustrom dicht machten. Die einströmende Luft macht sich auf dem nachfolgenden Bild durch zwei stachlige Strukturen an der rechten Seite der Zelle bemerkbar. An der Südkante hingegen, bildete auslaufende Luft eine Böenfront aus. Zu dem Zeitpunkt sah die Zelle noch sehr unspektakulär aus. 

 

 

 

 

Dann ging es Schlag auf Schlag. Durch ausfließende Luft bildete sich jetzt auch an der Ostseite der Zelle ne dicke Böenfront aus. Diese hatte an der Nordseite mehr was von einer Wallcloud weil sie dort, feuchte Niederschlagsluft aus dem Core ansaugte. Um diese Stelle war auch der aktivste Teil der Zelle. Von Nordosten her wurde weiterhin munter Luft über der Böenfront in den harten Kern eingesaugt.

 

 

 

 

 

 

Nach dem mich von Westen her der Niederschlag überrollen wollte, bin ein Stückchen über den Lech nach Osten gefahren um weiterhin vor der Zelle zu bleiben. Dann zeigte mir das Baby sein wahres Gesicht. Die ehemalige Böenfront, hat sich an der Südseite aufgelöst und lies nur noch den Teil übrig der bei meinem ersten Standort schon mehr einer Wallcloud ähnelte. Vor mir stand jetzt, eine Wolkenabsenkung die vom Niederschlagsgebiet deutlichst Luft anzapfte und sich zusätzlich noch an der Basis dieser immer noch Aufwinddominanten Zelle befand. Also, das Teil ist ne deutliche Wallcloud, die an manchen Stellen sogar rotierte. Abgerundet wurde das Gesamtbild, noch von Shelfschichten darüber. Als diese sehr massiv ausgebildete Wallcloud dann näher kam, sorgte dies für eine sehr bedrohliche Wolkenstimmung. Hinter der Wallcloud konnte ich außerdem einen dichten Niederschlagskern ausmachen, der auf dem Radar mit über 60 dbz reflektiert. Ne fette Zelle halt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Da ich kein Sturmjäger bin der um jedem Preis in den Niederschlagskern muss, ging es dann noch ein kleines Stückchen nach Osten vor der Zelle her. Dort wurde dann schnell klar, dass die Zelle gerade dabei ist sich abzuschwächen. Die dicke Wallcloud zerfiel in Fraktusfetzen. Besonders interessant war allerdings, das ich bei dem Gewitter bis dort hin keinen einzigen Bodenblitz sah. Doch dann schlugen kurz hintereinander mehrere Entladungen um meinen Standort ein. Leider habe ich keinen mit der HD-Cam einfangen können. Womöglich hat die Änderung der Blitzarten, was mit der Spannungsverteilung zu tun. Diese hat sich wohl geändert, als die Zelle sich abschwächte.

 

 

 

Später vercluterte das Gewitter mit anderen Gewitterzellen zu einem kleinen MCS oder Mutizellencluster. An dessen Vorderseite konnte ich im Landkreis Dachau, noch eine tolle Wolkenstimmung beobachten. Aber mangels Labilität, bildete an dem Tag sich keine starke isolierten Zellen mehr aus.

 

 

 

Nach dieser Beobachtung bin ich dann unter gewittrigen Landregen wieder nach hause gefahren. Daheim  in Königsbrunn, Kreis Augsburg, zog eine eingelagerte Gewitterlinie mit dicker Shelfcloud von Südwesten her auf. Die Sache hatte nur einen Hagen. Regen und die einbrechende Nacht verhinderten eine klare Sicht auf die Schönheit. Deshalb habe ich von dem Gewitter dann auch keine Bilder mehr gemacht.

Insgesamt war dies ein toller Gewittertag, der erst zur Enttäuschung werden schien. Dann kam es aber doch zu einer sehr beeindruckenden Gewitterzelle! Und das es lange nicht alles gewesen in diesem gewitterträchtigen August, noch nachkommen sollte!

 

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