Langlebige HP-Superzelle im Alpenvorland, Bayern, 19. Juli 2011
An diesem Tag war es bis zum späten Nachmittag relativ unklar ob es kracht oder nur viel Regen gibt. Die Wettermodelle rechneten eine Luftmasse die gerade so für Gewitter reichen sollten. Trotzdem probierte ich ein Chasing, denn wenn es auslöst, dann haben wir ne gute Scherung. Auch für Hebung ist gesorgt, denn im Allgäu läuft die Luft bodennah frontal zusammen. Von Osten her die mäßig feuchtwarme Luftmasse und von Westen her schwere kühle Niederschlagsluft. Für diesen Zusammenfluss der Luftmassen sorgte ein Randtief das am Nachmittag mit dem Südjet über die Alpen kam und die Kaltfront dann am Abend durch das Alpenvorland gescheucht hat.
Ich startete mein Chasing gleich mal in Rambomanier. Über die ausgebaute Bundesstraße ging es von Buchloe, über Kaufbeuren, Marktoberdorf vor die Tore Kemptens. Trotz Sicht auf die Zelle mit einer ausgeprägten Wallcloud, gleich mal voll unter den Aufwind. Denn dort wo ich meinte, dort wäre eine Ausfahrt, war irgendwie keine!? Kurz geflucht und mit der ausscherenden Zelle zurück nach Marktoberdorf. Dort konnte ich kurz aussteigen, mir ein Bild machen.. Zum Glück hatte der Sturm seine besten Zeiten noch vor sich, so das mit meinem grandiosen Einstieg noch nichts verloren war! Ich fuhr weiter nach Kaufbeuren, wo die Zelle jetzt richtig aufdrehte. Der Sturm hatte seinen Aufwind an die Nordostseite verlegt. Der RFD war stark mit Niederschlag gefüllt. Im Übergangsbereich zwischen Niederschlag und Aufwind, bildeten sich tiefe und sehr turbulente Wolkenformationen aus. Diese sind von der Dynamik ne Mischung aus Böenfront und Wallcloud. Obendrein konnte ich das gesamte System rotieren sehen. Da war klar das ich vor einer HP-Superzelle stand!
Ich blieb bis Landsberg weiter vor dem ausscherenden System. Da der Sturm nicht zu schnell zog, konnte ich wunderbar über die Käffer mithalten. Mir zeigten sich weitere beeindrucket, turbulente Wolkenformationen!
|
Bei Landsberg sah ich wie südlich an die Superzelle, neue Gewitter anbauten. Da die Superzelle selber sich gerade etwas abschwächte dachte ich, die Neuentwicklungen würden gleich übernehmen. Also ging es auf der A96 erst mal Richtung München. Doch unterwegs bemerkte ich das doch die Superzelle weiter dominierte. Aus runter von der Autobahn und über Türkenfeld wieder hin an den Sturm. Vor mir stand jetzt im Westen eine kleine Linie mit Shelfcloud. An dessen Nordseite war die Superzelle eingelagert. Ein bombastischer Anblick!
Ich fuhr weiter nach Moorenweis um wieder nahe an die Superzelle zu kommen. Diese hatte sich mittlerweile in Shelfschichten gekleidet, die über der turbulenten Basis schweben.
Kurz ein paar Fotos gemacht und weiter nach Fürstenfeldbruck. Auf halber Strecke mach ich wieder halt. Von dort aus sah man jetzt diese gewaltige Format an Superzelle. Dazu gab es im Niederschlag, an den Shelfschichten und über dem gesamten Eisschirm darüber Blitze im Sekundentakt. Einer fing in der Zelle an und krabbelt unter dem gesamten Eisschirm entlang!
Bei Fürstenfeldbruck ging der Superzelle nach drei Stunden die Kraft aus. Doch weiter südlich verstärkte sich kurz darauf eine weitere Zelle auf der Linie. Diese fing ich bei Alling, was zwischen Fürstenfeldbruck und Germering liegt, ab. Der Sturm kam auf Nordostkurs mit sehr turbulenter, tiefer Wolkenabsenkung und einem rotierenden Aufwind, auf mich zugezogen. Vor allem die Lichtstimmungen unter der Zellen waren ziemlich unwirklich. Dazu feuerte es weiterhin in einer Tour!
Dann setzten Sturm, dichter Platzregen und kleiner Hagel ein! Herrlich!
Der Niederschlag lässt nach. Unter dem verclusterten System, wanderten immer wieder Blitze am Eisschirm entlang. Durch den Platzregen, waren viele Straßen überflutet.
Auf dem Heimweg, ging es an im Zickzackkurs an Ästen und zwei tiefergelegten Autos vorbei, deren Motoren in einer Unterführung abgesoffen sind. Natürlich nicht ohne sich vorher nach dem wohl der Insassen zu erkundigen!
|