"Die kleinste Superzelle der Welt", Königsbrunn, Bayern, 30. Mai 2006

 

In kalter labiler Polarluft kam es am 30. Mai 2006 am Vormittag zu Regen. Sehr ungewöhnlich für diese Jahreszeit, gab in Kempten sogar Schneefall bei Null Grad! In den Bergen bildete sich sogar eine geschlossene Schneedecke! Ab den Mittagstunden lies aber der Niederschlag nach. Durch die Sonneneinstrahlung und der Polarluft gingen sofort erste Quellwolken hoch, die Schauer brachten. Gegen Nachmittag und am Abend zogen einige Gewitter von Nordwesten über Bayern. Davon konnte ich eines an der Lechstaustuffe 23 beobachten.

 

 

Gewitter an der Lechstaustuffe 23

Von München war ich gerade mit dem Zug auf dem Heimweg. Mit dem Rad geht es dann noch von Mering nach Königsbrunn rüber. Doch ich machte gleich auf halben Weg am Stausee halt. Denn im Nordwesten konnte ich eine Schauer- und Gewitterlinie sehen, welche frei am glasklaren Himmel stand. Dort waren bis zu 7 CBs nebeneinander zu sehen. Diese Front kam von Nordwesten her zügig näher. Gegen 16:30 Uhr hatte ich Sicht auf die Basis der Linie. Außerdem ist mir aufgefallen das eine Gewitterzelle etwas gegen die Frontzurichtung von Westen her direkt auf meinen Standort zuzog. Da vor dieser Zelle die Sonne schien, kam das Gewitter kohlrabenschwarz dahergezogen. Zu der Zeit hatte es Westwind. An den stark zerfransten Fallstreifen über den See konnte man schon sehen, dass dieses Gewitter Hagel oder Graupel bringen wird. Fast Punkt 17:00 Uhr ging dann die Böenwalze durch. Es setze Starkregen gemischt mit Graupel ein, der von kräftigen Windböen aus Südwest begleitet wurde. Um 17:15 Uhr lies der Niederschlag nach und es regnete noch mäßig bei fast kompletter Windstille aus dem Eisschirm der Zelle weiter. Bei dem Gewitter konnte ich nur zwei Donner hören. Im Norden war eine lange Flanking Line zu erkennen die zum Gewitterzentrum hinführte. Auf dem Heimweg nach Königsbrunn fiel mir auf, dass an der Flanking Line ein stärkerer Aufwind hochging. Unter ihm kam es kurze Zeit zu Rotation. Da schaut man dann schon genauer hin, ob es da net doch zum Rüsseln anfängt. Relativ häufig bilden sich schwache Tornados unter Wolkentreppen aus, die Kaltluftgewitter oder Schauern hinter sich herziehen.

 

Alle nachfolgenden Bilder sind am Mandichosee (Lechstaustuffe 23) im Kreis Aichach Friedberg entstanden.

 

Wie an einer Kette, kommt die Schauer- und Gewitterlinie von Nordwesten her aufgezogen.

 

Ein Gewitterkern zieht direkt über Augsburg hinweg.

 

Da durch die klare Luft vor dem Gewitter kaum Streulicht entsteht, kommt dieses von Westen her kohlrabenschwarz aufgezogen. Das war dann auch die Zelle die kurz darauf meinen Standort überqueren sollte.

 

Tolle Wolkenstimmung, mit der näherkommenden Linie und ausgefransten Fallstreifen.

 

Mit einer Böenfront und dichtem Niederschlag, kommt das Gewitter über meinen Standort gezogen.

 

Platzregen und Graupel, begleitet von Sturmböen setzen ein.

 

Das Gewitter zieht nach Osten hin ab.

 

Die Flanking Line die hinter dem Gewitter hergezogen wird.

 

Zoom auf die Wolkenbasis der Flanking Line. Teilweise konnte ich dort Rotation ausmachen.

 

 

Superzelle über den Landkreisen Aichach-Friedberg und Dachau. Von Königsbrunn beobachtet.

Von etwa 19:30 Uhr bis 20:30 Uhr kam es dann noch zu einer richtigen Überraschung. Richtung Nordosten konnte ich eine freistehende Cumulus Nimbus beobachten, die an der Südwestkante ihren Aufwind hatte. Ich bin deshalb auf ein freies Feld bei Königsbrunn gefahren, um mir die Zelle genauer anzuschauen. Erst konnte ich erkennen das die Cumulus Nimbus langsam die Form annahm, die typisch für eine Superzelle ist. Kurze Zeit später lies sich eine deutliche Rotation des gesamten Aufwindturmes, trotz einer Entfernung zur Zelle von ca. 20 km ausmachen. Diese Rotation war deutlich über den 15 Minuten lang zu sehn, was den Superzellenkriterien entspricht. Mit zunehmenden tiefen Sonnenstand ging der Zelle dann schließlich die Luft aus. Diese Superzelle hat keine Unwetterschäden verursacht. Außerdem hat sie nur ein sehr schwaches Radarecho gehabt. Wahrscheinlich war der schiefe Aufwindturm verantwortlich, dass der Niederschlag sich nicht in Schwebe hat halten können. Dies ist aber Verrausetzung für Hagel und starken Sturzregen. Auf jedem Fall eine seltene und interessante Beobachtung, wenn man bedenkt das die Temperatur am Boden zu der Zeit unter 10 Grad lag. Generell können sich aber Superzelle zu jeder Jahreszeit bilden, wenn die atmosphärischen Bedingungen passen. Alle Aufnahmen sind in und bei Königsbrunn entstanden.

 

Dies ist eine Gif-Animation der Superzelle.

 

Ein frischer Aufwindturm geht über dem Landkreis Aichach Friedberg hoch.

 

Bei der Schauerzelle kommt hier gerade die Rotation rein.

 

Durch die Rotation formt sich eine deutliche Wolkenspirale heraus. Dieser Anblick kann man fast nur bei freistehenden Superzellen in hochsommerlicher Luft genießen. Aber bei einem normalen Schauer ist so ein Anblick eine echte Seltenheit.

 

Der Aufwind neigt sich sehr stark durch die Rotation.

 

Auf dem Bild sieht man wie der Aufwind zum Schwächeln anfängt.

 

Das System kollabiert gerade. Der Aufwindturm wird vom Niederschlag eingenommen.

 

 

Noch ein paar weite konvektive Beobachtungen von dem Tag ... Auch die sind bei oder in Königsbrunn entstanden.

 

Das Bild zeigt auf der linken Seite Fallstreifen aus Schnee. Dieser fiel an dem Tag unter 1000 Meter.

 

Tellerförmiger Eisschirm.

 

Entfernte Eisschirme in der Abendsonne.

 

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