Zwei Superzellen und Nachtgewitter mit Shelfcloud, Unterallgäu, Bayern, 7. September 2006

 

Anfang September drehte die Gewitteraktivitäten noch einem auf Hochtouren auf. Ich konnte an dem Tag gleich drei Superzellen beobachten - zwei LP und eine HP. Ein kräftiges Randtief das von Westen her durchging lösten die Gewitter aus. Durch das Randtief kam der Wind am Boden lebhaft aus West. Darüber lag ein ordentlicher Jet, der aus südwestlicher Richtung wehte. Dazu sorgte die Kaltfront und die präfrontale Konvergenz des Randtief für Zonen mit starker Hebung. Also Traumbedingungen für Superzellen.

 

 

Zwei LP-Superzellen über dem Unterallgäu

Diese Gewitter bildeten sich im präfrontalen Bereich vor der Kaltfront. Meine Beobachtungen startete ich nördlich von Mindelheim im Unterallgäu. Dort konnte ich zwei LP-Superzellen beobachten die nebeneinander aus Nordwesten daherzogen. Der Eisschirm der Gewitterzellen wurde stark nach Nordosten rausgeweht. Unter den Superzellen waren zwei gut ausgeprägte Wallclouds zu sehen. Der Niederschlagskern der Zellen war nur schwach ausgebildet. Kurz bevor die Zellen meinen Standort erreichten, schwächten sie sich ab. Die beiden Superzellen wurden zu einem outflowdominanten Gewitter. Die Gewitterfront überquerte mich dann mit Platzregen und fast kompletter Windstille. Bedingt durch den starken Regen gab es kleinere Überflutungen an meinem Beobachtungsstandort. Dieses Gewitter zog dann in dem Landkreis Landsberg weiter. An der Rückseite des Gewitter konnte ich eine Neuentwicklung erkennen, der ich natürlich sofort gefolgt bin. Daraus wurde dann der Lampenschirm im nächsten Abschnitt des Berichtes. Diese Bilderreihe zeigt die von Westen heranziehenden Superzellen. Von dem Niederschlag und der Rückseite habe ich keine Bilder drin, weil das alles sehr unspektakulär aussah.

      

(nördlich von Mindelheim) In der Ferne sind die massiven Aufwinde zu erkennen.

 

(nördlich von Mindelheim) Zwei LP-Superzelle kommen nebeneinander angezogen. Darunter in sind zwei schön ausgeprägte Wallclouds zu sehen. Niederschlag fällt nur in kleinen Mengen aus den Zellen.

 

(nördlich von Mindelheim) Auf dem Bild sieht man die linke Superzelle in Großaufnahme. Der Aufwind schraubt sich als Wolkenspirale in den Himmel. Trotz der großen Entfernung konnte ich das Objekt deutlich rotieren sehen.

 

(nördlich von Mindelheim) Das ist die Rechte der beiden Superzellen. Sie wird durch eine fette Wallcloud an der Basis markiert.

 

(nördlich von Mindelheim) Dann kommt Unordnung in die beiden Gewitterzellen. Sie verschmelzen und die typischen Superzellenstrukturen begingen zu verschwinden. Zusätzlich ist jetzt ein dichter Niederschlagskern zu sehen. Alles ein Zeichen, das die Gewitter von ihrem Abwind überrannt werden.

 

(nördlich von Mindelheim) In der Ferne sieht man wie der Niederschlagskern die Landschaft verschlingt.

 

 

Lampenschirm über dem Landkreis Augsburg

Auf der Rückseite geht ein neuer Aufwind hoch. Bei Scherstetten im Kreis Augsburg bau ich meine Kamera auf einen Feld auf und mache Bilder vom dem Lampenschirm  Obwohl die Wolke noch eine Cumulus Congestus, also eine noch nicht vereiste Cumulus Nimbus war, gab schon erste Bodenentladungen aus der jungen Gewitterzelle. Dieses Gewitter zog dann über den südlichen Landkreis Augsburg hinweg.

 

(Scherstetten) Eine schöne Bodenentladung erleuchten die noch nicht vereiste Gewitterzelle.

 

(Scherstetten) Eine weitere doppelte Entladung geht aus dem Lampenschirm nieder.

 

 

Nächtliche HP-Superzelle mit ausgeprägter Shelfcloud, Landkreis Augsburg

Das eigentliche Highlite kam dann in der Nacht. Über Baden Württemberg bildete sich an der Kaltfront, eine weitere Superzelle. Für die Beobachtung musste ich bei Scherstetten nur die Hügelseite nach Westen wechseln. Das Gewitter machte sich erst nur mit dauergeblitzte am Horizont bemerkbar. Doch als die Zelle näher kam, konnte ich am Horizont im Blitzlicht eine ausgeprägte Shelfcloud erkennen. Diese war von Südosten nach Nordwesten ausgerichtet. Die Zelle selber kam dagegen von Westen her angezogen. Am nordöstlichen Zipfel der Shelfcloud, war die Blitzaktivität am höchsten. Manchmal kam es da vor, das sich drei Blitzen nebeneinander einschlugen. Das Gewitter hatte eine tiefe Wolkenbasis. Dann raste die Shelfcloud mit einem Affentempo über meinen Standort. Gleichzeitig setze auch Sturm ein. Um für das Filmen des Niederschlages genügend Licht zu haben, bin ich dann runter in die Ortschaft gefahren. Dabei wurde meine Auto von dem aufkommenden Sturm leicht auf der Straße hin und her versetzt. Im geschütztem Tal war der Wind dagegen deutlich schwächer. Unten in der Ortschaft gab es dann gleich zur Begrüßung einen saftigen Naheinschlag. Dann kam Platzregen und Hagel bis 2,5 cm vom Himmel. Der Starkniederschlag dauerte etwa eine halbe Stunde an. Nach dem Gewitter konnte ich am Eisschirm der Zelle noch ein paar schöne krabbelnde Entladungen beobachten. Die Superzelle wurde auf ihrer weiteren Zugbahn zu einer Gewitterlinie, die in der Nacht über Oberbayern weiter zog. Eine HP-Superzelle in der Nacht auszumachen ist sehr schwierig. In diesem Fall war es nur durch Dopplerbilder möglich, die mir von einem Meteorologen gezeigt wurden. In der Nacht kam es dann an meinem Wohnort in Königsbrunn, rückseitig der Kaltfront noch einmal zu einem leichten Gewitter.

 

 

(Mittelneufnach, Kreis Augsburg) Gleich drei Bodenentladungen schlagen hier nebeneinander ein.

 

(Mittelneufnach) Eine schöne Bodenentladung beleuchtet die ausgeprägte Shelfcloud.

 

(Mittelneufnach) Zum krönenden Abschluss des Tages, kam es noch zu krabbelnden Entladungen auf der Rückseite.

 

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