Superzelle bei Ulm, Bayern, 9. Juni 2010

 

Das hier war die wohl heftigste Gewitterlage bisher, in diesem sonst so kühlen Frühling. Ein kräftiges Tief bei Frankreich schaufelte in einer kräftigen Südströmung Luft aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa. Das führte zu starken Föhn von dem Alpen her, unter diesen im gesamten Alpenvorland mäßiger Ostwind feuchte Luft lenkte. Das heißt für die Gewitterlage, sehr viel Energie, die vom Föhn mit einer trockenen Luftschicht darüber gedeckelte wird. Somit kommt es nur an einigen Stellen zur Auslöse. Aber wenn es auslöst, dann sind durch die gute Scherung und der vielen latenten Energie sofort Superzellen am Start. So auch heute.

Eigentlich dachte ich an dem Tag, dass ich ins Ländle fahren muss, um was heftiges zu sehen. Aber ab dem Mittagstunden, bildete sich südwestlich von Augsburg eine Zone mit zusammenlaufender Luft. Quellwolken fingen dort an die Sperrschicht zu massieren. Am frühen Nachmittag löste es dann zwischen Memmingen und Ulm aus. Kurz schaute ich auf das Radar, und bemerkte das die Zelle nach Nordosten ausscherte. Über Augsburg und der A8 war ich dann ziemlich schnell südlich von Günzburg an der Basis des Sturms. Wie sich später auf dem Radar zeigte, auch noch genau, als das Gewitter seinen Höhepunkt hatte. Vor mir zeigte sich erst eine Wolkenbasis die rotierte und die deutlich vom Niederschlag getrennt war. Da dachte ich schon, "Geil, wahrscheinlich ne Superzelle!" Kurze Zeit später begannen die Schichtwolken zu verschwinden und ich hatte freien Blick auf den ganzen Aufwindturm, der sichtbar bis zum Amboss rotierte. Klare Superzelle und was für ein schönes Exemplar. Der untere Teil war durch die Rotation laminar gezeichnet und darüber waren massive Quellungen zu sehen, die nahtlos in einen scharf gezeichneten Amboss übergehen. Der Amboss selber wurde durch eine starke Höhenströmung weit nach Nord Nord-West abgetragen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als das Gewitter seinen Höhepunkt erreicht hatte, wurden die Formation zunehmen verschwommener und Schichtwolken bildeten sich wieder um den Aufwindturm.

 

 

 

 

Hier ein Bild von dem ausladenden Eisschirm der Zelle.

 

 

 

Später wurde die Wahl wie das Chasing weiter gehen sollte schwierig. Über den Vogesen im nahen Grenzgebiet zu Baden Württemberg bis hoch in die Schweiz sind zwei weiter Superzellen hochgegangen, die wahrscheinlich auch nach Nordosten hin ausscheren. Von meinem Standort aus bis zu den Alpen, gingen aber weitere Quellungen an einer Konvergenz hoch. Jetzt gab es die Möglichkeit Vollgas Richtung Rheingraben, oder hier auf weitere Entwicklungen zu warten. Sollte es hier noch mal auslösen, dann würde das einen Block in die bodennahe Ostströmung nördlich der Alpen stellen und so den Zellen Richtung Rheingraben den Zustrom dicht machen. Meine Erfahrung lehrte mir, das dort wo eine Superzelle hochgeht, häufig kurz darauf weitere Entwicklungen folgen, wenn der erste Sturm nicht die ganze Energie verbraucht. Hier hatte es 28 Grad, bei Taupunkten bis zu 17 Grad. Häufig läuft das Wetter nach Schema F ab, aber nicht heute. Die Zelle im Reingraben dominierten. So läuft das beim Chasen. Ab und zu hat man zwei Optionen wo man vorher nur sehr schwer sieht, welche die richtige ist. Okay!, bei der nächsten Schwergewitterlage wird wieder gezockt! :) Das ist Stormchasing! Der Tag ging dann mit schöner Föhnstimmung und romantischen Quellungen, kurz vor Sonnenuntergang zu Ende.

 

 

 

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