Unwetterserie, Hessen, NRW, Belgien, 8. und 9. Juni 2014

 

 

Steil schieb ein Tief über dem Atlantik einen dicken Schwall schwüler Mittelmeerluft bis an die Nordsee hoch. Gleichzeitig hängt über dem Kontinent eine fast stationäres Hoch, was kräftige dagegen drückt. So bildet sich rund um Benelux und dem angrenzenden Frankreich eine Zone aus, wo es Warmluft reindrückte und gleichzeitig ausräumen will! Diese Gegensätze führen zu Bildung von Kurzwellen, die die leicht gedeckelten und hoch labilen Luftmassen nach Herzenslust verbraten dürfen. So kam es gleich an mehren Tagen hintereinander zu schweren Unwettern. Mit Daniel machte ich mich auf nach Norden, mit dem Ziel die besten Stürme zu erwischen. Der Trip dauerte drei Tagen, in denen wir 5 Superzelle und ein mächtiges MCS erwischt haben. Die schönsten Zellen habe ich hier in den Chasingbericht gepackt. Hier eine schöne LP die sich bei Warburg gebildet hatte:

 

 

 

 

 

 

 

Später fuhren wir noch eine weitere Superzelle an, die aber lange nicht so Fotogen war. Am Abend schauten wir uns noch Hagelkörnern bei Frankrenberg um, aber dann kam dieses Tal in den Weg. Eine Bank stand mit Sicht Richtung Sonnenuntergang rum ...

Um die Sonne kann man schön den Sahara-Staub sehen der mit der Warmluft mitgekommen ist.  Der Dunst und Nebel unten stammt von Gewittern am Nachmittag. Schaut nach einen kühlen Herbstabend aus. Aber zu dem Zeitpunkt hatte es 24 Grad! Auf der Fahrt zum Nachtquartier, kamen wir bei 20 Grad durch Nebelbänke mit 50 Meter Sticht.

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Tag ging dann alles ganz schnell. Wir wollen eigentlich bei Paderborn auf die Auslöse warten, aber dann ging über NRW schon die erste Linie hoch. Ohne halt ballerten wir gleich bis Köln weiter und hielten erst, als wir vor der Superzelle standen die sich aus der Linie entwickelt hatte.

 

 

 

Dann ging es vor dem Gewitter weiter nach Osten. Wir stationierten uns östlich von Bonn. Die Superzelle kam von Westen her mit genialen Formationen aufgezogen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Als die Zelle über uns war folgte fast trockener Hagel bis max. 4 cm. Doch richtige Abkühlung brachte die Zelle nicht. Das ganze war eher wie ein Aufguss in der Sauna! Jetzt stand die Luft erst mal richtig! Nach einen guten Mittag-Essen ging es weiter Richtung Belgien. Hinter der ersten Welle hatte zum Glück wieder etwas Westwind eingesetzt. Ein paar Kilometer weiter wurde daraus Nordostwind! Eine neue Randwelle die von Frankreich nach Benelux zog und schon seit den Vormittag für schwere Unwetter über Frankreich sorgte, zog die bodennahe Luft zu sich hin. Über Belgien explodierte dann die Gewitterfront regelrecht. Wir haben es uns auf einem Hügel südlich von Liege gemütlich gemacht, und bekamen einen Weltuntergang von feinsten geboten. Erst konnte man durch einzelne Konturen und den fast schon stürmischen Inflow, die Power des Systems vor uns nur erraten. Die Sicht war durch die extrem gesättigte Luftmasse an unseren Standort extrem bescheiden. Erst als das Hebungsfeld uns erreichte klarte es auf und wir bekamen sicht auf die Böenfront und die Finsternis dahinter!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dann wurde es Nacht während nur noch grüne Notbeleuchtung unter dem Gewitter schimmerte. Dazu flackerte das Monster wie eine kaputte Neonröhre. Trotz dieses gewaltigen Aufzugs des Systems, kam es an unseren Standort nur zu normalen Gewitterniederschlägen, mit ein paar kleinen Hagelkörnern und mäßigen Sturm.

 

 

 

 

Dann flackerte es ganz nah einmal extrem hell auf. Der Blitz setzte sich oben im Eisschirm fort. Es folgte ein gewaltiger Donner mit drei fetten Kanonenschläge. Es muss sich dabei um eine gewaltige positive Erdentladung gehandelt haben. Diese haben eine besonders Hohe Spannung, weil viel Luft zwischen Eisschirm und Boden überwunden werden muss!

 

 

 

 

 

 

Bei Aachen schwächte sich das System leicht ab. Aber das sorgte dafür das in Hauptstromrichtung viel kalte Niederschlagsluft ausfloss! Es bildete sich an der Nordostseite des Systems eine halbrunde Outflowdelle. Wo die kalte Luft ausläuft hebt es Warmluft in das Gewitter. Die Warmluft wird im Gewittersystem verheizt und ballert in Zugrichtung aus dem System als kalte Niederschlagsluft wieder raus. Es bildet sich ein so genanntes Bow-Echo das durch seine eigene Dynamik immer schneller wird. Über dem Ruhrgebiet, ballerte das Unwetter dann mit schweren Orkanböen drüber und sorgte dort für schwere Schäden und leider auch für einigen Tote. Aber daneben darf man nicht vergessen, das dieses Gewittersystem auch viel lebenswichtiges Nass ablädt und das zu beobachten ist einfach nur toll!

 

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